Archiv Melsungen

Vorwort des Verfassers

Die Geschichte eines Dorfes, insbesondere die eines früheren Adelsdorfes, über 800 Jahre hinweg lebendig werden zu lassen, ist ein schwieriges Unterfangen. Bekannt ist nur einiges über die Besitzer, die Herren von Röhrenfurth, die erstmalig im Jahre 1182 urkundlich erwähnt wurden und bereits im Jahre 1432, also nach 250 Jahren, in der männlichen Linie ausstarben.
Von den Bewohnern, den Knechten und Hörigen derer von Röhrenfurth, ist nichts überliefert. Ihr Leben war sehr eng verbunden mit dem Wohl und Weh der Ritterschaft, deren Händeln mit Ihresgleichen, den Verpflichtungen dem Fürsten gegenüber oder, wie bei unseren "Urahnen", ihren Pflichten als Burgmannen der Stadt Melsungen.
Das Leben der Menschen, auch das der Ritter, kann nur im Zusammenhang mit den Geschehnissen der engeren und weiteren Heimat verstanden werden.
Ich habe daher für die ersten Jahrhunderte der Geschichte unseres Dorfes einen in seiner Zeit hochgeschätzten Chronisten in der Originalsprache seiner "Hessischen Chronica von 1605" zu Wort kommen lassen. Wilhelm Dilich berichtet darin in zusammengedrängter, leicht verständlicher und einprägsamer Form von den jeweils Herrschenden, deren Fehden und Kriegen, dem Wetter und den großen Krankheiten jener Zeit.
Wer diese Abschnitte aus der "Chronica" aufmerksam liest, mag sich ein Bild machen von der ganzen Mühsal und dem kargen Leben unserer Altvorderen. Vieler ergänzender Erläuterungen dazu bedarf es wohl kaum. Von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ab werden die Dokumente auch über die "Dorfschaft" Röhrenfurth zahlreicher, so dass dieser Zeit mehr Raum gewidmet werden konnte.
Ich hoffe, dass ich die mir gestellte Aufgabe, die Geschichte und Geschichten eines Dorfes zu erzählen und nicht nur nüchterne Jahreszahlen aufzufahren, wenn auch teilweise in laienhafter Form, einigermaßen gelöst habe. Sollten wichtige Begebenheiten vergessen oder nicht ausführlich genug geschildert worden sein - oder andere zu weitschweifend - bitte ich um Nachsicht.
Allen Lesern der "Geschichte und Geschichten eines Dorfes" wünschen ich sowie die Verfasser der Chroniken der Kirche, der Schule und der Vereine besinnliche Stunden beim Studium dieses Büchleins, und wir hoffen, dass die lebendig gewordene Vergangenheit, ohne die die Gegenwart nicht denkbar ist, zum Wohle unserer Dorfgemeinschaft (auch wenn wir jetzt "Städter" sind) stets lebendig bleiben möge.

Kurt Maurer

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