Archiv Melsungen

Die Entwicklung unseres Dorfes vom 1982 bis 2007

In der Chronik „800 Jahre Röhrenfurth“ ist in dem Kapitel Röhrenfurth ein Melsunger Stadtteil zu lesen: „Die Einrichtung eines Kindergartens in Röhrenfurth war wohl von Anfang an als Wunschtraum zu bewerten, ebenfalls die Idee, für Röhrenfurth eine Mehrzweckhalle zu bauen. Wünsche zu erfüllen, wird in der Zukunft schwerer sein als in der Vergangenheit. Die Kassenlage ist „angespannt“, und alle Politiker erklären: „Wir müssen sparen“.

Doch es kam anders. Glückliche Umstände führten dazu, dass in Röhrenfurth kräftig investiert wurde. Wesentlich dazu beigetragen hat, dass Röhrenfurth als  „Hessentagsgeschenk“ für Melsungen zum 01.01.1987  in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen wurde.

Als Standort für eine Grillhütte hatte der Ortsbeirat 1984 ein Grundstück oberhalb des Erlenweges ausgesucht. Der Magistrat war jedoch nicht bereit, den geforderten Grundstückskaufpreis zu zahlen und schlug seinerseits einen Standort im Bereich des Jahn-Denkmals vor. Dies war jedoch dem Ortsbeirat zu weit weg vom Dorf und zu nahe an Melsungen. Außerdem hat man vom Jahndenkmal aus einen wunderschönen Blick auf Melsungen, nicht jedoch auf  das hinter dem Wald liegende Röhrenfurth.. Schließlich war auf den im Eigentum der Gemeinde stehenden „Örtern“ in der ehemaligen Lehmkaute der geeignete Standort gefunden. Unter der tatkräftigen Regie des Ortsvorstehers Winfried Koch leisteten Röhrenfuther Bürger rund 8.000 freiwillige Arbeitsstunden zum Bau der Grillhütte. Im Sommer 1986 war Einweihungsfeier. Die hübsche Grillhütte ist landschaftlich wunderschön gelegen und wird sehr gern gemietet.

1986 stand die Erweiterung der  Friedhofshalle an. Ein Sarg- und ein Abstellraum wurden angebaut, das Dach erneuert und mit einem kleinen Glockenturm versehen. Kurz vorher war bekannt geworden, dass die kleine und nicht mehr in der Kirche benutzte Glocke sich im Heimatmuseum Melsungen befand. Ortsvorsteher Koch sorgte für eine „Rückkehr“ der Glocke, die nun auf der Friedhofshalle einen würdigen Platz fand und die Röhrenfurther auf ihrem letzten Weg begleitet. 

1988 wurde mit dem Bau einer Abwasserleitung begonnen, durch den die beiden Melsunger Stadtteile Röhrenfurth und Schwarzenberg einen Anschluss an das Melsunger Klärwerk erhielten. 1990 wurde am Weg an der Bahn als Teil der Kanalisation ein Regenrückhaltebecken gebaut. Nach Installation einiger Pumpen konnte die neue Abwasserleitung in Betrieb genommen werden. Das Röhrenfurther Kleinklärwerk neben dem Sportplatz hatte ausgedient. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass bereits 1957 das gesamte Dorf (mit Ausnahme des linken Fuldaufers) an die Kanalisation angeschlossen war – Jahre bevor das Gleiche in Melsungen geschah.

Nach einer Bauzeit von über einem Jahr war 1990 das neue Umkleidehaus am Sportplatz fertig gestellt. Vereinsmitglieder leisteten über 2.500 freiwillige Arbeitsstunden.

Das Dorfgemeinschaftshaus wurde im Rahmen der Dorferneuerung grundlegend saniert. Die ehemalige Gaststätte Rudolf war bereits seit Jahren als Gemeinschaftshaus genutzt worden. Im April 1992 fand die Einweihungsfeier statt.

Am 04.01.1993 konnte der Kindergarten nach nur 7 Monaten Bauzeit eröffnet werden (siehe Kapitel Kindergarten).

Bereits seit längerer Zeit wünschten sich die Röhrenfurther eine eigene Sporthalle. Nach Aufstellung eines Schaugerüstes aus Holz, das die beiden Giebelseiten darstellte, für die Begutachtung durch den Baudezernenten beim Regierungspräsidenten in Kassel war die letzte Hürde genommen. Der Baudezernent hatte Bedenken, ob sich die vorgesehene Halle in das Landschaftsbild einfügt. Bedenken, die man nach dem Bau der Halle eigentlich nicht nachvollziehen kann. Schließlich hat das Schaugerüst ca. sieben  tausend Mark an Kosten verursacht. Im Sommer 1992 konnte mit dem Bau begonnen werden, bereits im Oktober wurde Richtfest gefeiert. Nach einer Bauzeit von gut einem Jahr fand am 13. Oktober 1993 die Einweihungsfeier statt. Kurz vorher haben Mitglieder des Vereins Dorfgemeinschaft nach dem Namen der angrenzenden Straße vor der Halle vier Buchen gepflanzt – als Zeichen für die Namensgebung „Vierbuchenhalle“.

Die Mehrzweckhalle, deren Kosten bei rund DM 5 Millionen lagen, kann für mehrere Sportarten wie Hallenhandball, Tischtennis, Badminton, Fußball genutzt werden. Aber auch kulturelle Veranstaltungen können dort stattfinden. Die durchaus berechtigte Skepsis hinsichtlich der Hallenbelegung kommt in dem einem Couplet von Otto Reutter aus dem Jahre 1930 nachempfundenen Liedtext von Margot Westoll zum Ausdruck, den Karl-Heinz Werner am Akkordeon mit einigen Sängerinnen und Sängern auf der Einweihungsfeier als Zugabe des Beitrages der Chorvereinigung vortrug:
Für uns alle, die wir hergekommen sind, ist der heut’ge Tag, wie Weihnachten für’s Kind, denn wir freuen uns doch alle über diese neue Halle. Heute wird sie eingeweiht. Prominenz ist schon bereit, sogar Chorgesang gibt’s in dem hohen Haus, und so komm’n wir aus der Freude gar nicht raus.
Ach, wie herrlich ist dies Prunkstück anzuseh’n, schon von weitem sieht man’s in der Landschaft steh’n. Es war sicher kein Almosen für den Stadtteil, diesen großen, denn als Mehrzweckhalle ist das Gebäude, wie ihr wisst, offen für Kultur und Sport, tagein, tagaus, und so komm’n wir aus der Freude gar nicht raus
Millionen hat man in den Bau gesteckt; was hat Melsungen damit denn wohl bezweckt, denn für dortige Vereine, manche große, manche kleine, gibt’s nicht mehr Terminehatz, in der Halle hier ist Platz; Röhrenfurthern bleibt das Dorfgemeinschaftshaus, und so komm’n wir aus der Freude gar nicht raus.
Wenn Politiker jetzt sagen: Auch für euch ist hier Platz, notieren wir die Worte gleich.  Somit sind die nächsten Wahlen für uns wirklich keine Qualen, denn Politikern vor Ort glaubt man gerne jedes Wort, doch wenn ihr mit uns gespielt habt Katz’ und Maus, na, dann kommt ihr aus der Freude gar nicht raus!
Doch, so weit braucht’s nicht zu kommen, ach ihr Leut’. Nehmen wir mal an, hier sind   alle gescheit und ihr fangt nicht an zu streiten über die Belegungszeiten. Wenn man uns, wie sich’s gehört, partnerschaftlich akzeptiert, dann gibt’s auch vom Stadtteil Röhrenfurth Applaus, und so komm’n wir aus der Freude gar nicht raus!

Anfang 1996 konnten drei großformatige Bilder im Dorfgemeinschaftshaus aufgehängt werden. Howard Westoll hatte von historischen Fotos (Dias) Bilder in hervorragender Qualität gemalt. Die in Aquarelltechnik entstandenen Reproduktionen zeigen das Dorf um 1900 als Gesamtansicht, die damalige Kasseler Str. (heute Weserstraße) und die (heute durch die Verrohrung des Breitenbaches nicht mehr existierende) Schulbrücke aus einer Postkarte um 1930 mit Blick auf die Kirche. Später kamen noch zwei Bilder hinzu, das heutige Dorfgemeinschaftshaus Anfang 1900 und das Röhrenfurther Wappen. Seither können sich die Besucher des Dorfgemeinschaftshauses an den sehr gelungenen historischen Darstellungen erfreuen.

Ein Kernstück der Dorferneuerung war die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt, der Kreisstraße 142, und die Gestaltung der Plätze der einmündenden Straßen. Im Sommer 1994 wurde mit den Arbeiten begonnen. Zunächst mussten die Versorgungsleitungen verlegt werden, im Sommer 1995 folgten die Straßendecke und die Nebenanlagen, insbesondere die Neugestaltung des ortsbildprägenden Platzes vor der Kirche. Nach Pflanzung von Bäumen und Sträuchern war die Baumaßnahme im Frühjahr 1996 abgeschlossen.

Gleichzeitig war dies der Abschluss der Dorferneuerung, was mit einem gelungenen Fest im August 1996 gefeiert wurde. Die sieben Mitglieder des Dorferneuerungsbeirates unter dem Vorsitz von Heide Emrich und die neun Mitglieder des Ortsbeirates mit dem Ortsvorsteher Winfried Koch hatten gute Arbeit geleistet.

Anfang 1996 hatte sich die Eingemeindung Röhrenfurths in die Stadt Melsungen zum 25. Mal gejährt, was ebenfalls mit einem Fest in der Vierbuchenhalle gefeiert wurde.

Im Oktober 1997 wurde mit einem Tag der offenen Tür der Anbau an die Grundschule eingeweiht. Seitdem steht ein vierter Klassenraum zur Verfügung. Gleichzeitig  war der  Altbau  mit einem Satteldach versehen worden.

1999 erhielt die Friedhofshalle einen Anbau, so dass nun Platz ist  für etwa 120 Personen. Bei den Elektro- Putz- und Malerarbeiten beteiligten sich Röhrenfurther Bürger mit Eigenleistungen.

Der Verein Dorfgemeinschaft hatte zu einem Fotowettbewerb aufgerufen, der das Jahr 2000 in Röhrenfurth dokumentieren sollte. Die schönsten Fotos wurden von einer Jury unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Dietzel ausgewählt und prämiert.

2001 wurde der Friedhof erweitert. Auf einer 3300 Quadratmeter großen Fläche wurde Platz für 140 Doppel- oder 280 Einzelgräber geschaffen, außerdem für 50 Urnengräber.

2005 begannen die Röhrenfurther Feuerwehrleute, ihr Feuerwehrhaus auszubauen. Das Flachdach war undicht geworden und hätte erneuert werden müssen. Dies wurde zum Anlass genommen, das Gebäude aufzustocken und mit einem Walmdach zu versehen. Durch die Eigenleistungen fallen nur Kosten von ca. Euro 64.000 statt Euro 90.000 an. Die Baumaßnahme wird noch 2007 beendet sein.

Und nun zu den Schattenseiten der Entwicklung unserer dörflichen Infrastruktur. Noch  1993 wurde in den Räumen im Hause Unterdorf  20 eine neue Poststelle eröffnet. Bereits nur einige Jahre später wurde die Poststelle 1999 geschlossen und in  dem Lebensmittelmarkt Rose eine Postagentur eingerichtet. Dies war jedoch nicht von langer Dauer, da der Lebensmittelmarkt 2004 ebenfalls seine Pforten schloss. Heute gibt es in Röhrenfurth weder eine Post noch einen Lebensmittelmarkt. Nachdem dies vor Jahren nur für kleinere Ortschaften galt, sieht man nun auch des Öfteren Verkaufswagen in Röhrenfurth.

2002 wurden die mit Personal besetzten Zweigestellen der Kreissparkasse Schwalm-Eder und der VR-Bank Schwalm-Eder geschlossen. Allerdings richteten beide Banken eine gemeinsame Selbstbedienungsgeschäftsstelle ein. Somit bleibt wenigstens eine Grundversorgung von Bankdienstleistungen im Dorf erhalten.

Seit der Schließung des Lebensmittelmarktes Rose 2004 gibt es - gegenüber gelegen -  einen von Tanja Metz geführten Getränkemarkt, der sich zu einem neuen Kommunikations- und Informationszentrum entwickelt hat.                
 

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