Archiv Melsungen

Veteranen-Löschzug 1985 Röhrenfurth e. V.

Nicht jeder Gebrauchtwagenkauf führt zu einer Vereinsgründung, so jedoch anno 1985 in Röhrenfurth. Anlass der Gründung ist das inzwischen 49 Jahre alte Löschfahrzeug, das LF-8 MEG 213. Am 24.10.1958 wird es von der Freiwilligen Feuerwehr Melsungen in Dienst gestellt und am 27.05.1972 von der Freiwilligen Feuerwehr Röhrenfurth übernommen.

Nach 27 Jahren auf den Rädern sollte 1985 endlich ein neues LF-8 nach Röhrenfurth kommen und das alte LF-8 bei der Händlerfirma in Zahlung gegeben werden.

 Am Sonntag, den 25.08.1985, dem Tag nach dem Sommerfest der Freiwilligen Feuerwehr Röhrenfurth, waren sich die 10 anwesenden Feuerwehrmänner einig, die Weggabe zu verhindern und es mit dem privaten Rückkauf und je 1 Anteil des Kaufpreises unserem Dorf zu erhalten. Mit dem eilig vom Chronisten in der Garage gefertigten Protokoll wurde die Gründung der Interessengemeinschaft (IG) MEG 213 (Fahrzeugkennzeichen) nach Unterschriften und Umtrunk abgeschlossen. Nach Abschluss des Kaufvertrages am 02.10.1985 über DM 2.500,00 wurden auch die privaten Anteile über je DM 250,00 festgesetzt; das LF-8 war endgültig vor dem geplanten Export in die damaligen Ostblockländer gerettet. Das MEG-213 leistete aber weiterhin Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr Röhrenfurth bis zur Zulassung/Übernahme des neuen LF-8 HR 2454 am 21.10.1985, dessen offizielle Übergabe am 11.01.1986 erfolgte.

Mit bereits 14 Mitgliedern wurde am 15.11.1985 der neue Verein mit der Zielsetzung gegründet, zukünftig historische Feuerwehrfahrzeuge und  –geräte zu erwerben und der Nachwelt zu erhalten. Aus den Begriffen für alt, Jahr und Heimatdorf wurde nun der
Veteranen-Löschzug 1985 Röhrenfurth e.V.
mit Eintragung in das Vereinsregister am 12.01.1999. In Verbundenheit zur Heimat hat der Verein das Siegel/Wappen DERER VON RÖHRENFURTH bereits 3 Jahre nach der 800-Jahr Feier 1982  bei der IG MEG 213 als Logo aufgenommen.

Nach dem Feuerwehrfahrzeug erwarb der Verein  Tragkraft-Spritzen (TS), 2 Tragkraft-Spritzen-Anhänger (TSA), Schlauch-Wagen (SW), 1 Transport-Anhänger (TA), 1 fahrbarer Pulver-Löscher (PL), viele Kleingeräte sowie eine Handfeuer-Löschpumpe (HL) am 31.10.1988. Stellvertretend für viele durch Zufall erworbene Geräte soll diese Pumpe stehen: Aufgrund einer Anzeige in der Hessich/Niedersächsischen Allgemeinen am Sonntag, dem 30.10.1988, fanden dann am Folgetag zahlreiche Telefonate zwischen dem Arbeitsort des Chronisten, Eschwege, Besichtigung der Pumpe vor Ort und Röhrenfurth statt, mit dem Ergebnis:  am sehr späten Montagabend war der Kaufvertrag über DM 1.500,00 abgeschlossen und die Pumpe im Viehtransporter mit H. Rudolf und H. Bernhardt nach Hause gebracht. Auch ein Teil deutsch/deutscher Geschichte steht hierzu im Hintergrund. In dem damaligen Heimatdorf in Thüringen, damals Deutsche Demokratische Republik,  sollte die Pumpe zusammen mit dem Abriss des Gerätehauses verschrottet werden. Der Vorbesitzer erwarb die Pumpe, zerlegte sie in Einzelteile und brachte diese bei der Feldarbeit mit dem Kuhwagen über die Grenze in seinen neuen Wohnort Bad Sooden-Allendorf. Diese Aktion war bereits 1950 ein Risiko, denn die Ausfuhr von Staatsgütern war streng verboten, denn Allendorf lag ja in Hessen, der Bundesrepublik Deutschland.

Dort, etwas restauriert, stand sie dann in den letzten Jahren als Blumenkübel zweckentfremdet und angekettet an der Hauswand. Die Anfang 1900 gebaute Pumpe hat alle Zeiten überstanden, auch die Teilung Deutschlands in zwei Staaten bis zur Wiedervereinigung 1989.

Jetzt hatte der Verein ein Auto und viele Geräte, aber keine geeignete Unterstellung. Für das LF-8 stellte jedoch das Vereinsmitglied Georg Zens ab 1985 seine Scheune zur Verfügung, die Geräte waren an verschiedenen Stellen untergebracht.

Am 09.11.1988 gab es jedoch einen Wendepunkt, als dem Verein über den Ortsvorsteher Winfried Koch und Vertreter der Stadt Melsungen (Dr. Ehrhardt Appell war Bürgermeister) die Nutzung des ehemaligen Ziegenbockstalles in Aussicht gestellt wurde. Im Rahmen der Dorferneuerung erfolgte 1990/91 die entsprechende Planung. Ein Garagenanbau, Umbau der übrigen Räume für Geräte sowie Ausbau des Heu- und Strohbodens für einen Versammlungsraum der Vereinsmitglieder war vorgesehen .Die Genehmigung wurde unter folgender Auflage erteilt: Die Baumaßnahme muss in Eigenleistung (bis heute über 3000 Stunden) erfolgen, und die Stadt stellt nur das Material für die Garage (rd. DM 27.500,00) zur Verfügung. Die restlichen Kosten für Tore, Türen, Fenster und Ausbau des Versammlungsraumes (rd. DM 20.500,00) wurden vom Verein finanziert. Nach Baubeginn am 27.09.1991 konnte bereits am 24.10.1991 das Richtfest der Garage gefeiert werden. Alle weiteren Baumaßnahmen folgten und am 04.04.1993 wurde mit dem Tag der offenen Tür das nun neue Veteranenhaus unter großer Beteiligung der Einwohner von Röhrenfurth sowie auswärtigen Gästen (sogar einem Besucher aus Japan) der Öffentlichkeit vorgestellt.

Mit seinen Veteranen ist der Verein aktiv unterwegs, um sich bei Festzügen, Ausstellungen usw. der Öffentlichkeit zu zeigen. Überregional wurden wir in 1993 vom Deutschen Feuerwehr-Museum Fulda mit Urkunden ausgezeichnet, waren im Hessenfernsehen – Marktplatz Melsungen – zu sehen, im Rundfunk (HR 4) zu hören und wurden von einem Berliner Feuerwehrhistoriker in ein Sachbuch aufgenommen. Die jährliche Großveranstaltung am Himmelfahrtstage findet großes Interesse. 1986 auf dem Weg an der Bahn begonnen mussten wir aus Platzmangel in das Unterdorf umziehen. Zusammen mit den Gastausstellern aus Willebadessen bis Maschinenring Spangenberg wird diese Veteranen-Ausstellung von einem großen sachkundigen Publikum gut angenommen. Neben der Bewirtung ist der Verkauf von selbstgebackener Torte und Kuchen mit Kaffee der Mitgliedsfrauen ein großer Erfolg.

Bei den monatlichen Versammlungen im Veteranenhaus werden die Vereinsaktivitäten auch mit den Mitgliedsfrauen besprochen. Floßfahrt auf der Fulda, Schnellbahnbau-Tunnelbesichtigung 1986, nach Fertigstellung1989 Durchwanderung aller Tunnel von Morschen bis Ausgang Hainbuch bei Röhrenfurth und Besuch des ZDF Fernsehgartens in Mainz waren einige Höhepunkte. Grillfeten, Feiern und Theater-Besuche werden durchgeführt und das Jahr mit Weihnachtsfeier und Adventssonntag abgeschlossen.

Der Verein hat heute 25 Mitglieder, darunter 4 Frauen, und trägt mit seinen Aktivitäten zur Dorfgeschichte bei.

Gründungsmitglieder:
Gerhard Arold (verstorben)
Ludwig Hilgenberg
Peter Kiefer (verstorben)
Heinrich Lohr
Christian Nadler
Wilhelm Nödel (verstorben)
Helmut Rudolf
Kurt Schneider
Karl-Wilhelm Schweinsberg
Heinrich Wiederecht
Heinz Bettenhausen (ausgetreten)
Gerhard Griesel (verstorben)
Kurt Ebert
Georg Zens

Weitere jetzige Vereinsmitglieder:
Petra Arold
Hartmut Baumann
Heinz Bernhardt
Angelo Döring
Günter Freudenstein
Karl-Heinz Freudenstein
Werner Geiger
Heinrich Heinemann
Helga Kiefer
Else Nödel
Manfred Potratz
Liesel Schneider
Karlheinz Steinert
Karl Wenderoth
Philip Westoll
Volker Wiegand

Vorstand
Helmut Rudolf  - Vorsitzender
Christian Nadler - Schriftführer/Kassierer u. stv. Vorsitzender
                                    
Gerätewarte:
Karl-Heinz Freudenstein
Günter Freudenstein
Werner Geiger
Manfred Potratz (Sprecher)

Chronist:
Christian Nadler

 

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