Archiv Melsungen

Die Geschichte vom Oswalds-Groschen oder wie die Röhrenfurther im 30jährigen Krieg ihren Glauben verleugneten

Als die Röhrenfurther noch katholisch waren, verehrten sie als Schutzpatron den heiligen Oswald. Eine Nachbildung desselben, ein aus Holz geschnitztes Männchen, wurde später auf dem Läuteboden der Kirche aufbewahrt und vor 60 Jahren dem Landesmuseum in Kassel übergeben.

Mit diesem hölzernen Männchen ist folgende Sage verknüpft: Im 30jährigen Kriege zog der kaiserliche General Tilly mit seinen Kriegsscharen auch durch Röhrenfurth. Als sein Herannahen angekündigt wurde, benutzten die Röhrenfurther eine List, um sich vor Ausplünderung zu schützen. Sie holten in der Kirche ihr Holzmännchen -den heiligen Oswald- und trugen es in feierlicher Prozession Tilly entgegen. Der Feldherr ließ sich täuschen. Er glaubte, in den Röhrenfurthern treue Katholiken vor sich zu haben und traf die Anordnung, daß keinem Huhn oder Hahn etwas zuleide getan werde.

Die Glaubensverleugnung der Röhrenfurther wurde dem hessischen Landgrafen hinterbracht. Er bestrafte das Dorf durch Auferlegung einer schweren Geldbuße. Die alljährlichen Zinsen mußten von den Ortsbewohnern aufgebracht werden und sind fast 200 Jahre lang an den hessischen Staat gezahlt worden. Alte Leute erzählen noch oft vom Oswaldgroschen, zu dessen Aufbringung und Entrichtung ihre Großeltern noch verpflichtet waren.

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