Archiv Melsungen

Turn- und Sportverein Röhrenfurth 1904 e.V. Teil 3

Schon Anfang des Jahres war eine Fußballabteilung entstanden. Das stark in den Vordergrund tretende Fußballspiel löste die Gründung zunächst einer Fußballmannschaft aus. Dies Spiel fand aber bei unserer sportbegeisterten Jugend solchen Anklang, daß die spätere Aufstellung einer Jugendmannschaft erforderlich wurde. Durch die politische Ausrichtung des Reiches in den 30er Jahren wurde die turnerische Arbeit in neue Bahnen gelenkt und das Volksturnen auf breitester Grundlage wurde zweckbestimmend. Wurden auch auf diesem Gebiete schöne Erfolge erzielt, so konnte zuerst ein unmerkliches, dann später stärkeres Abrücken von dem eigentlichen Ursprung des Turnens, den Übungen am Gerät, nicht verhindert werden. Über den Rückgang des Geräteturnens spricht ein Versammlungsprotokoll. In diese Situation hinein kam der für uns alle so folgenschwere zweite Weltkrieg, der mit rauher Hand ein zweites Mal in die Reihen der Sportler hineingriff und in seiner zerstörenden Wirkung auch den übriggebliebenen Rumpf des Vereins vernichtete.

Die Gefallenen des Weltkrieges 1914-1918

Konrad Sohl

Heinrich Fehr

Adam Imming

Hermann Schneider II.

August Steube

Andreas Seitz

August Sohl

Balthasar Ebert

Konrad Schneider

Christian Spangenberg

Friedrich Schneider

Johannes Müller

Wilhelm Grunewald

Heinrich Sohl

Justus Schmoll

Die Gefallenen des Weltkrieges 1939-1945

Konrad Schanze

Adam Grunewald

Kurt Schanze

Heinrich Möller

Ernst Metz

Valentin Schmidt

Heinrich Ebert

Heinrich Wagner

Hans Ebert

Andreas Kiefer

Bernhard Döberitz

Heinrich Landgrebe

Johannes Möller

Andreas Metz

Konrad Möller

Otto Metz

Konrad Seitz

Paul Biermann

 

So wie die dunkelste Nacht dem Tageslicht weichen muß, so erhob sich aus Schutt und Asche, im Hinblick auf die stolze Tradition, der Verein zu neuem Leben. Am 1. Januar 1946 fanden sich eine Gruppe ehemaliger Mitglieder unter Führung von Mathias Ebert zusammen, um den Beschluß zu fassen, die Tätigkeit des Vereins wieder aufleben zu lassen. Die Gründung des "Turn- und Sportvereins" geschah wohl in erster Linie, um die Vereinsarbeit im Sinne des Turnvaters Jahn weiterzuführen. Bei der Gründung zählte der Verein 60 Mitglieder, davon 12 Frauen. Mit größter Aktivität wurde die Arbeit für Sport und Spiel unter dem 1. Vorsitzenden Mathias Ebert aufgegriffen. Mit Umsicht und Eifer, unterstützt von einer Gruppe Sportbegeisterter, baute er den vom Krieg zerstörten Verein wieder auf. Die Arbeit trug schon nach kurzer Zeit reiche Früchte. Ein starker Zustrom sportbegeisterter Menschen gab dem Verein zahlenmäßig einen ungeahnten Aufschwung. Vor allem war es die Jugend, die sich dem Fußballsport verschrieben hatte. Das Turnen an den Geräten kam leider nicht mehr zur Geltung; dies war wohl in erster Linie darauf zurückzuführen, daß die Turngeräte zum Teil unbrauchbar oder ganz verlorengegangen waren, zum anderen fehlte es an geeigneten Kräften, die in der Lage gewesen wären, der Turnjugend die nötige Anleitung zu geben.

Die Fußballmannschaften krönten ihre Tätigkeit mit zahlreichen Erfolgen und eroberten schnell wieder den Platz zurück, den der Verein in früheren Jahren besaß. Der TSV Röhrenfurth wird die Tradition des Turnvereins "Jahn" 1904 weiterführen und ihm Ehre und Achtung erhalten. In dem Vorsitzenden Mathias Ebert hatte der Verein einen würdigen Lenker gefunden, dessen Aufgabe es war, in 1954 das 50jährige Vereinsjubiläum auszurichten. Am 22., 23. und 24. Mai 1954 fand das Jubiläumsfest des TSV Röhrenfurth statt. Ein großes Festzelt war zwischen dem Sportplatz und der Fulda aufgebaut. Stand das 25jährige Gründungsfest noch ganz im Zeichen turnerischer Wettkämpfe, so war der Auftakt für das 5ojährige ein Freundschaftsspiel am 22. Mai um 17 Uhr zwischen den Jugendmannschaften des TSV Röhrenfurth und des Kasseler Sportvereins "Hermania". Um 20 Uhr begann der Festkommers im Festzelt, der vom 1. Vorsitzenden Mathias Ebert eröffnet wurde. Die noch lebenden Gründer des Vereins erhielten aus der Hand des 1. Vorsitzenden einen Ehrenbrief. Umrahmt wurde der Festkommers durch Darbietungen des Männergesangvereins Röhrenfurth.
Der Sonntag wurde eingeleitet durch den Weckruf eines Spielmannszuges und einer Blaskapelle. Anschließend hielt Pfarrer Fischer unter Mitwirkung des Männergesangvereins den Festgottesdienst im Festzelt. Der Vormittag war dann mit leichtathletischen Wettkämpfen ausgefüllt.

Um 13.30 Uhr setzte sich ein großer Festzug in Bewegung, an dem alle örtlichen Vereine und die Volksschule Röhrenfurth unter ihrem unvergessenen Lehrer Riemenschneider teilnahmen. Auch viele Sportler der Nachbarvereine nahmen an dem Festzug teil. Der Radsportverein Körle zeigte im Festzug sein radfahrerisches Können.
Nach dem Festakt auf dem Sportplatz war der Nachmittag ausgefüllt mit einem Freundschaftsspiel zwischen dem TSV Röhrenfurth und dem I. F.C. Beiseförth. Dann zeigte der Tischtennis-Club Röhrenfurth sein Können. Im Festzelt konnte man sich an dem Kunst- und Reigenfahren des Radsportvereins Körle begeistern. Am Montag klang das Fest aus mit Turnübungen und Spielen der Volksschule Röhrenfurth.

In der Jahreshauptversammlung im Januar 1955 dankte der 1. Vorsitzende Mathias Ebert allen Mitgliedern für die beim 50jährigen Jubiläum geleistete Arbeit. Der damalige Schriftführer Karl Wagner vermerkte in seinen Aufzeichnungen: „Das 50jährige Jubiläum war ein voller Erfolg für den TSV Röhrenfurth, da sich die ganze Einwohnerschaft an diesem großen Fest beteiligt hatte." Nach diesem Höhepunkt in der Geschichte des Vereins kehrten einige Jahre der Ruhe ein. In 1959 war die Mitgliederzahl auf 100 angestiegen. Spielerisch hatten sich die Mannschaften des TSV Röhrenfurth so gesteigert, daß die 1. Mannschaft im Spieljahr 1961/62 in die A-Klasse aufsteigen konnte.Durch diesen Aufstieg lernten unsere Spieler und Mitglieder gut ausgebaute moderne Sportplätze kennen. Um auch hier den Platz ausbauen zu können, mußte etwa die Hälfte des Platzes -die von dem Landwirt Wenderoth bisher gepachtet war- von der Gemeinde angekauft werden.

Nach über 10jähriger Arbeit als 1. Vorsitzender wurde Mathias Ebert in der Jahreshauptversammlung im Dezember 1963 durch Karl Ackermann abgelöst. Mathias Ebert wurde für seine langjährigen Verdienste um den Verein zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Der Sportplatz war inzwischen ganz in das Eigentum der Gemeinde übergegangen, und so konnte im Frühjahr 1964 mit dem Ausbau begonnen werden.

Am 20. und 21. Juni 1964 fand das 60jährige Vereinsjubiläum im kleinen Rahmen statt. Die Ausbauarbeiten am Sportplatz waren zwar beendet, doch mußte für den Festakt und die stattfindenden Fußballspiele auf die Wiese „Berge" auf dem Sand ausgewichen werden. Die Punktspiele im Spieljahr 1964/65 fanden auf der Wiese "Prack" statt.

Pfingsten 1965 wurde der Sportplatz seiner Bestimmung übergeben und eingeweiht. Zur Einweihung waren unsere Freunde aus Steinberg-Glashütten mit ihrer 1. und 2. Mannschaft angereist. Auf 138 Mitglieder ist in 1965 der Verein herangewachsen. Seit Jahren waren Mitglieder unseres Vereins davon überzeugt, daß, so wie in anderen Orten auch, in Röhrenfurth ein Umkleidehaus errichtet werden müßte. Nach dem Ankauf eines Grundstücks von R. Aschenbrenner durch die Gemeinde konnte in 1966 mit dem Bau begonnen werden. Das Haus wurde in Eigenhilfe der Mitglieder errichtet. Viele legten Hand an. Wer nicht als Bauhandwerker tätig sein konnte, versuchte sich auf andere Art nützlich zu machen. Hier zeigte sich wieder der über Jahrzehnte geübte Gemeinschaftsgeist.

Im Sommer 1967 konnte das Haus nach seiner Fertigstellung in einer Feierstunde von der Gemeinde an den TSV Röhrenfurth übergeben werden. Alle Mitglieder und geladenen Gäste — darunter auch der damalige Landrat des Altkreises Melsungen Franz Baier — sprachen sich lobend über die Zweckmäßigkeit des Hauses aus. Es ist nicht nur ein Umkleidehaus. Hier können auch Versammlungen und Geselligkeiten im kleinen Rahmen stattfinden. In dem Haus haben die vielen Pokale und Auszeichnungen, welche der Verein durch sportliche Leistungen errungen hat, einen würdigen Platz gefunden.

Bedingt durch den Anfang der geburtenschwachen Jahrgänge sahen sich die Sportvereine im ländlichen Bereich genötigt, für ihre Jugendarbeit Spielgemeinschaften zu gründen. So kommt es in 1969 zu einer Spielgemeinschaft Röh-renfurth-Schwarzenberg. Der Erfolg der Spielgemeinschaft zeigte sich im Spieljahr 1971/72. In dieser Saison spielte die A-Jugend in der Bezirksleistungsklasse. Das erforderte Fahrten bis zu 100 Kilometer.

Schon lange war im Gespräch, den TSV Röhrenfurth als e.V. beim Amtsgericht registrieren zu lassen. Die weiten Fahrten der A-Jugend und noch andere Gründe machten es erforderlich, die Registrierung vorzunehmen. Seit dem 8.4.1971 führt der Verein den Namen TSV Röhrenfurth 1904 e.V.

Um mit anderen Vereinen im Spielbetrieb Schritt halten zu können, wurden im Jahre 1972 die ersten vier Lampen einer Flutlichtanlage installiert. Jetzt konnte der Trainingsbetrieb auch bei angebrochener Dunkelheit durchgeführt werden. Karl Ackermann wurde für 2 Jahre von Dieter Metz als 1. Vorsitzender abgelöst.

Wie das so oft zugeht im Sport. Die erste Mannschaft mußte im Spieljahr 1973/ 74 in die B-Klasse absteigen. Aber der Ball ist rund und rollt und so wurde im Spieljahr 1975/76 der Wiederaufstieg in die A-Klasse erkämpft. Dem TSV Röhrenfurth war es aber nur ein Jahr vergönnt, in der höheren Klasse zu spielen. Trotz erneutem Abstieg in die B-Klasse sollte es mit dem Ausbau des Sportplatzes zügig weitergehen. In der Jahreshauptversammlung am 29.1.1977 legte sich der 1. Vorsitzende Karl Ackermann dafür in's Zeug, daß auf dem Gelände des Sportplatzes ein Trainigs- und Bolzplatz angelegt würde. Für die Erweiterung der Flutlichtanlage wurde der Stadt Melsungen in dieser Versammlung gedankt.

Noch in 1977 erfolgte die angeregte Erweiterung des Sportplatzes und der Bau eines Geräteraumes in eigener Regie. So wie sich früher die selbständige Gemeinde Röhrenfurth durch die Bereitstellung der Mittel an den Arbeiten auf und am Sportgelände beteiligte, so hat auch die Stadt für den letzten Ausbau die Mittel bereitgestellt. Gespielt wurde während der Zeit des Ausbaues wie schon früher aus solchem Anlaß auf der Wiese Prack. Bei der in 1978 durchgeführten Stadtmeisterschaft -an der auch der Gruppenligist MFV 08 Melsungen teilnahm- konnte dem TSV Röhrenfurth der Stadtmeister-Pokal durch Bürgermeister Dr. Appell überreicht werden.

Der TSV Röhrenfurth 04 e.V. hat seine 75jährige Jubiläumsveranstaltung in 1979 durch eine Sportwoche vom 4. bis 11. Juni ausgerichtet. Die Spielgemeinschaft Steinberg-Glashütten zeigte ihre freundschaftliche Verbundenheit durch die große Teilnahme ihrer Mitglieder. Die ehemaligen 1. Mannschaften bekräftigten ihre Freundschaft durch ein Fußballspiel. Beim Festkommers am Samstagabend konnte Karl Ackermann die örtlichen Vereine, die Nachbarvereine und die Spitzen der Verbände sowie Bürgermeister Dr. Appell begrüßen. Wie bei früheren Jubiläumsfesten des TSV Röhrenfurth war auch diesmal der Wettergott gnädig und zeigte sich von seiner besten Seite.

Bei strahlendem Sonnenschein setzte sich am Sonntag ein großer Festzug mit vielen Fahnen, Gruppen und Wagen in Bewegung. Der Nachmittag wurde zu einem wahren Volksfest.

In der Jahreshauptversammlung im Januar 1981 legte Karl Ackermann den Vorsitz des Vereins nieder. In geheimer Abstimmung wurde Karl-Heinz Zimmermann mit überwältigender Mehrheit für 1 Jahr zum 1. Vorsitzenden gewählt. Karl Ackermann wurde für seine langjährige Tätigkeit als 1. Vorsitzender zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Im Mai 1981 hat sich dem Verein eine Tischtennis-Sparte angeschlossen. Die 1. Mannschaft des Vereins hat sich im Spieljahr 1981/ 82 einen Spitzenplatz in der B-Klasse zurückerobert. Auch die Jugend- und Schülermannschaften haben sich beachtliche Plätze in ihren Gruppen erkämpft.

In 1982 hat der Verein über 200 Mitglieder. Davon sind weit über 100 aktive Sportler. Angefangen bei den Schülern über Tischtennis bis zu den"Alten Herren".

In der Jahreshauptversammlung im Januar 1982 wurde Karl-Heinz Zimmermann sowie der gesamte Vorstand für 2 Jahre wieder gewählt. Die aktiven Sportler haben in der Vergangenheit und in der Gegenwart den Namen Röhrenfurth weit über die Grenzen unserer Heimat hinaus bekannt gemacht. Die Sportler aus nah und fern kommen gern zu uns und haben auch uns gern bei sich zu Gast.

Mögen die vergangenen Jahrzehnte wechselvoller Vereinsgeschichte mit ihrem Auf und Ab des Geschehens zukunftweisend für diejenigen sein, die von den gleichen Zielen erfüllt sind, wie es die Gründer zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren. Dann wird die Jugend den Verein sicher in das nächste Jahrtausend weiterführen.

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