Archiv Melsungen

Turn- und Sportverein Röhrenfurth 1904 e.V. Teil 1

Wenn sich auf sportlichem Gebiet auch ein grundlegender Wandel vollzogen hat, so hat der Verein in fast 8 Jahrzehnten doch die Ideale bewahrt, die sich die Vereinsgründer im Jahre 1904 gesetzt hatten. So ist der Verein auch heute noch eine Stätte, um der Jugend eine Möglichkeit zur sportlichen Betätigung und körperlichen Ertüchtigung zu geben. Zur sportlichen Betätigung gehört auch heute noch die Pflege der Kameradschaft und die Pflege der Geselligkeit. Für die Darstellung des Vereins von der Gründung bis zur Gegenwart wurden teils alte Protokolle, teils alte Festschriften und mündliche Überlieferungen verwendet. Also lassen wir die Chronisten sprechen:

EHRENTAFEL DER GRÜNDER

Heinrich Grunewald

Jakob Brede

Konrad Sohl

Andreas Wagner

Heinrich Fehr

Wilhelm Möller

Fritz Schanze

Ernst Möller

Hermann Schneider I

Justus Metz

Hermann Schneider II

Adam Kaiser

Georg Holzhausen I

Konrad Ebert

Andreas Holzhausen

Franz Sprenger

Christoph Grunewald

Andreas Seitz

Heinrich Schneider I

Johannes Werner

Heinrich Biermann

Ludwig Möller

Christian Biermann

Wilhelm Schneider I

Konrad Schanze

 

Alle Gründungsmitglieder sind inzwischen verstorben.

"Turnen", mit diesem Begriff wird der Name von Friedrich Ludwig Jahn für immer verbunden bleiben. Wenn „Turnen" auch schon vor Jahn gepflegt wurde, so hat er doch dem Turnen erst den rechten Inhalt gegeben. In einer Zeit großer nationaler Not rief Turnvater Jahn die deutsche Jugend zum „Turnen" auf. "Die Jugend in Zucht zu nehmen; ihr einen ehrlichen Abscheu gegen alle Schlaffheit und Verzärtelung einzupflanzen; die Kraft des Leibes dem verwöhnten Geschlecht zu stählen; die Sitten reiner, die Jugend mannhafter zu machen; sie zu begeistern für nationale Ideale und Ideen" das war sein Ziel. Er fand für das Turnen die Turnsprache; er gab den Turnern das Turngerät und formte die Turnübungen. Sein Werk eroberte sich in kurzer Zeit Deutschlands Gaue und die Welt und ging dort -trotz aller Hemmungen und Widerstände- nicht mehr unter.

Mitte des Jahres 1904 wurde auch in der Gemeinde Röhrenfurth der Wunsch nach der Gründung eines Turnvereins rege. Getragen vom idealen Gedanken, Erziehung des Menschen zur körperlichen Rüstigkeit, Kraft und Gewandheit des Körpers zu pflegen, in einem gesunden Körper einen gesunden Geist zu erhalten, riefen ein paar beherzte Männer die Bürgerschaft zur Gründung eines Turnvereins und zum Beitritt zu demselben auf. In einer im August einberufenen Versammlung wurde die Gründung beschlossen. Die Führung des Vereins übernahm der damals noch nicht lange hier ansässige, aus der Hanauer Gegend stammende und mit dem Turnwesen vertraute Turnfreund Adam Kaiser. Ihm zur Seite und ebenfalls mit der Leitung des im Aufbau begriffenen Vereins betraut, standen Männer mit edler Gesinnung und gutem Charakter wie Schmiedemeister Georg Holzhausen, Zimmermeister Hermann Schneider, Heinrich Grunewald, Andreas Wagner, Konrad Ebert und Andreas Holzhausen.

Mit der Ausarbeitung der Satzung wurden mehrere Turnfreunde beauftragt. Die ersten Zusammenkünfte fanden in der Steinbachschen Gastwirtschaft (jetziges Wohnhaus Stöhr) im Unterdorf statt. Der damalige Pächter des Lokals Franz Sprenger stellte den im 1. Stock gelegenen Saal für die Übungsstunden zur Verfügung. Die erste und vordringlichste Aufgabe für den jungen Verein war die Beschaffung von Turngeräten. Mit unvergleichlichem Opfersinn und eisernem Willen erbrachten freiwillige Spenden der Vereinsmitglieder einen ansehnlichen Betrag von etlichen 100 Mark. Nach kurzer Zeit konnten die für den Turnbetrieb erforderlichen Geräte, ein Turnreck, einen Barren, ein Turnpferd, Sprungbrett und Turnmatten bei der Firma Brink in Kassel-Wilhelmshöhe gekauft werden. Das Turnen an den Geräten begann und viel Freunde fanden sich zur turnerischen Arbeit an den Übungsabenden ein. In enger Fühlungnahme mit Turnfreunden der Melsunger Turngemeinde 1861 stieg das Interesse am Geräteturnen unter der Röhrenfurther Jugend und wurde zu einem nicht mehr wegzudenkenden Erziehungsideal. Immer mehr Gönner und Freunde schlössen sich dem inzwischen zur Deutschen Turnerschaft im Fulda-Eder-Gau angemeldeten Verein als Mitglieder an und trugen somit zur Festigung und Förderung des turnerischen Gedankens bei. Die Leistungen der Turner steigerten sich von Zeit zu Zeit und es war eine Freude für die passiven Mitglieder, in den Übungsstunden festzustellen, welche guten Fortschritte das Geräteturnen zu verzeichen hatte.

Im Laufe der Zeit wuchsen etliche hervorragende Könner an den Geräten heran, es sind hier nur einige Namen genannt: die Gebrüder Andreas und Johannes Holzhausen, Gebrüder Wilhelm und Konrad Schanze, Gebrüder Heinrich und Christoph Grunewald und Ludwig Möller. Diese Turner leiteten auch in den Anfangsjahren als Turnwarte oder Vorturner den Turnbetrieb, besuchten die vom Gau angesetzten Vorturnerstunden , erweiterten dadurch ihre turnerischen Kenntnisse und sorgten in den heimischen Turnstunden dafür, daß die Übungen gut und den Vorschriften entsprechend ausgeführt wurden. Im ruhigen Ablauf der Jahre erfüllte der Turnverein „Jahn" Röhrenfurth, getreu seinen Satzungen, die ihm gestellten Aufgaben. Eine treue Anhängerschaft, rege Mitglieder, hervorragende Turner, gaben immer neuen Auftrieb. Es war darum selbstverständlich, daß bei allen Veranstaltungen wie Sommer- An- und Abtur-nen, sowie bei sonstigen Anlässen die Aktiven mit turnerischen Vorführungen an die Öffentlichkeit traten. Darüberhinaus wurden die Besten zu den Wettkämpfen anderer Vereine geschickt und mancher kehrte als stolzer Sieger zurück. Mit Zähigkeit, Ausdauer und beachtlichen Erfolgen wurde die Vereinsarbeit weiter vorangetrieben.

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