Archiv Melsungen

Die Schule zu Röhrenfurth Teil 3

Um die räumliche Enge zu beheben, entschließt sich die Gemeinde unter Bürgermeister Konrad Ebert,der bei Kriegsende Bürgermeister Kilian abgelöst hat, zum Ausbau von 2 Wohnräumen im Erdgeschoß des Schulhauses zum 3. Schulsaal, der im Herbst 1948 von Bürgermeister Nödel seiner Bestimmung übergeben wird, wodurch der Nachmittagsunterricht wegfallen kann. Im Herbst 1949 wird eine 4. Lehrerstelle eingerichtet und mit dem Schulamtsbewerber Georg Siebert aus Melsungen besetzt, der im Frühjahr 1950 durch den Junglehrer Karl Schröder aus Albshausen abgelöst wird. Dieser tritt im April 1951 eine Stelle in Guxhagen an; heute ist der damalige Junglehrer der Direktor der Gesamtschule in Guxhagen. Wegen rückläufiger Schülerzahlen wird die 4. Lehrerstelle im Sommer 1951 wieder gestrichen.

Bezirks- und Kreissportfeste finden 1948 bis 1960 statt und werden in Ellenberg, Guxhagen, Körle und auf dem Heiligenberg veranstaltet.

Seit 1947 werden Schulfahrten durchgeführt:
1947    mit Bahn und Dampfer Weser abwärts bis Karlshafen
1948    Bahnfahrt zur Edertalsperre, Schloß Waldeck, Wildungen
1950    Busfahrt in die Rhön - Wasserkuppe, Rotes Moor, Kreuzberg
1951    Busfahrt zum Meißner, Höllental, Bad Sooden, Witzenhausen
1952    Busfahrt nach Höxter, Kloster Corvey, Hermannsdenkmal, Externsteine
1955    8 Wanderungen, 223 Teilnehmer fahren zum Weihnachtsmärchen
1956    Tagesfahrten in den Harz
1957    Palmengarten, Zoo, Römerberg, Goethehaus und Flughafen in Frankfurt am Main
1958    Fahrt zum Hermannsdenkmal
1959    Fahrt ins Weihnachtsmärchen mit 244 Teilnehmern ("Peterchens Mondfahrt").

Im Herbst 1951 bekommt die Schule eine technische Lehrerin zugewiesen, Frau Anschütz. Nach einem Jahr wird sie von Frau Annemarie Hüller abgelöst, einer Tochter des 1918/19 in Röhrenfurth amtierenden Lehrers Johannes Flaischlen. Zu dieser Zeit (Herbst 1952) erhält das 1. und 2. Schuljahr 12 Unterrichtsstunden, das 3. und 4. 21 Stunden und 2 Stunden Handarbeit, das 5. bis 8. Schuljahr 24 Stunden und 4 Stunden Handarbeit.

Die zunehmende Motorisierung auch der bäuerlichen Betriebe bringt eine immer stärker werdende Störung des Unterrichts mit sich. Im Oktober 1953 tritt Schulrat Sternberg in den Ruhestand, sein Nachfolger wird Schulrat Geilfuß. Nach 35 Dienstjahren am Ort läßt sich Hauptlehrer Riemenschneider am 5. Oktober 1954 wegen seiner angegriffenen Gesundheit pensionieren und zieht nach Melsungen. Bürgermeister Nödel, die Gemeindevertreter, der Gesangverein und die Schulkinder sagen ihm Dank und Anerkennung bei seinem Scheiden.

Bis Ende Mai 1955 leitet Lehrer Wenderoth die Schule. Ab 1. Juni wird Lehrer Willi Schröder, vorher Schulleiter in Albshausen, mit der Führung der Schule beauftragt und am 8. Juli zum Hauptlehrer ernannt. Zu dieser Zeit hat die Schule 114 Schüler in 3 Klassen. Im Februar 1956 singt der Schülerchor beim Liederabend des MGV12 mehrstimmige Lieder. Im gleichen Jahr beginnt die Gemeinde mit der Kanalisierung des Dorfes.

Trotz der hohen Kosten bewilligt die Gemeindevertretung einen Lehrmittelbeitrag von 1000 DM. In den Sommerferien 1957 werden alle drei Schulsäle renoviert und mit neuen Gardinen versehen, die von den Mädchen der Oberstufe unter der technischen Lehrerin Hüller genäht worden sind. Außerdem erhält der Schulsaal III eine neue Wandtafel aus Glas. Im Februar 1958 erfreuen die Schulkinder das ganze Dorf mit einem Sing- und Spielabend. Im Februar 1959 findet ein wohlgerungener Dorf abend statt, der vom Gesangverein und dem 5. bis 8. Schuljahr gestaltet wird. Zur Aufführung kommt ein von Hauptlehrer Schröder verfaßtes und einstudiertes Handpuppenspiel „Der grüne Teufel vom Grund" aus der Zeit um 1855.

Schulrat Geilfuß tritt im September 1959 in den Ruhestand; sein Nachfolger wird Schulrat Otto Caspritz.
Unter Mitwirkung der Dorfchöre führt die Oberstufe Ende Februar 1960 erneut ein Puppenspiel aus der Feder des Schulmeisters auf: "Der Wolfstein" oder " Der herrschaftliche Gutspächter und Schafmeister Krandel von Röhrenfurth". Anfang Dezember 1960 tritt Lehrer Theo Wenderoth in den Ruhestand. Im Januar 1961 übernimmt Lehrer G. Rosenstock das 4. und 5. Schuljahr. Im Frühjahr werden Handarbeiten der Mädchen ausgestellt, die unter Leitung von Frau Hüller entstanden sind sowie Werkarbeiten aus der Klasse Rosenstock. Ende Dezember 1961 erhält Röhrenfurth 3 neue Glocken, an deren Einholung sich die Schulkinder und der Gemischte Chor beteiligen.

Im Februar 1962 wird das Puppenspiel "Das träumende Dorf" Willi Schröders vom 6. bis 8. Schuljahr und dem Männer- und Frauenchor im Rahmen eines Dorfabends gezeigt, an dem auch Landrat Baier teilnimmt. Den Erlös des Abends spenden die Kinder den Opfern der Flutkatastrophe in Hamburg. Vom 1. August bis 14. September 1962 fahren 19 Schüler der Klasse III (6. bis 8.) mit Lehrer Rosenstock zum Schullandheim-Aufenthalt nach Menzenschwand in den Schwarzwald; von dort aus machen sie einen Abstecher an den Vier-waldstätter See. Am 21. Dezember wird im Rahmen eines Elternabends das Grippenspiel "In Bethlehem" aufgeführt. Die Lehrerin Frau Martha Leberl tritt am 31. März 1963 in den Ruhestand. Ihre Stelle übernimmt die apl. Lehrerin Frl. Ingelinde Eichhorn. Ende August legt der apl. Lehrer Rosenstock die 2. Lehrerprüfung ab. Auf Anraten des Vorsitzenden der Prüfungskommission Oberregierungsrat Hellthaler, wird aus der dreiklassigen Schule eine vierklassige; das 5/6. Schuljahr wird Durchziehklasse. Im Oktober 1963 übernimmt Lehrer Rosenstock die Schulstelle in Schwarzenberg, für ihn kommt der apl. Lehrer Baidur Wulf. Er unterrichtet hier 3 Jahre, dann wird er nach Landefeld versetzt. Seine Nachfolgerin ist die apl. Lehrerin Helma Taggeselle, die gerade an der Justus-Liebig-Universität in Gießen ihre 1. Staatsprüfung abgelegt hat. Schon im Jahre 1939 hatte der damalige Amtsarzt Medizinalrat Dr. Langer festgestellt, daß der Neubau einer Schule vordringlich sei.

Durch den 2. Weltkrieg, die Not- und Aufbauzeit bedingt, war das Schulproblem zurückgestellt worden. Im Mai 1959 stellt die Gemeinde einen Antrag auf Neubau einer modernen drei- bis vierklassigen Schule. Alle zuständigen Stellen erkennen die Dringlichkeit dieser Maßnahme an. Viele Pläne werden aufgestellt und wieder verworfen. Die schulische Verbindung mit Schwarzenberg wird erwogen; die Nachbargemeinde will aber nur zustimmen, wenn die Schule an der Gemarkungsgrenze gebaut wird. Dies lehnt das Kreisbauamt wegen zu hoher Erschließungskosten ab. Im Frühjahr 1962 bewirbt sich Körle um den Neubau einer vollklassigen Mittelpunktschule für die Gemeinden Körle, Wagenfurth, Lobenhausen, Empfershausen, Röhrenfurth und evtl. Schwarzenberg. Schon beim ersten Zusammentreffen aller Beteiligten wird klar, daß die beiden größten Gemeinden nicht alle Kinder in die Nachbargemeinde schicken wollen. Der Kompromiß, eine gemeinsame Mittelpunktschule in der Nähe des Mülmischtales zu bauen, wird von der Regierung wegen der hohen Erschließungskosten abgelehnt. Auf einer Bürgerversammlung am 29. Januar 1964 wird die Entschließung gefaßt, daß Röhrenfurth seine Schule behalten will, wenn schon keine Mittelpunktschule, dann wenigstens eine Schule für die Unterstufe. 20 Monate später stimmt der hessische Kultusminister dem Raumprogramm für eine zweiklassige Grundschule zu. Auf Empfehlung des Regierungspräsidenten soll die Schule in Fertigbauweise errichtet werden.

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