Archiv Melsungen

Der Friedhof unseres Dorfes Teil 2

Nachkriegszeit, Neubeginn auch in Röhrenfurth. Demokratische Parlamente sorgten überall für Ordnung und bestimmten den Neuaufbau in unserem Land. Die geringen Haushaltsmittel in den Gemeinden mußten gut überlegt eingesetzt werden. Trotzdem beschloß der damalige Gemeinderat in einer Sitzung am 28. 1. 1948 die Anschaffung eines Leichenwagens, der durch Spenden mitfinanziert werden sollte. Bis dahin mußten Röhrenfurther Bürger ihre Toten tragen, manchmal nicht ganz einfach, bedenkt man, daß die Särge zur damaligen Zeit aus schwerem Holz von Hand gearbeitet waren. Selbstverständlich wurde der neue Leichenwagen von Männern gezogen bzw. geschoben. Bürgermeister und Gemeindevertreter genehmigten sogar in einer öffentlichen Sitzung am 1.4. 1949 den Bau einer Friedhofskapelle.

Das Baumaterial sollte kostenlos angefahren und ein Teil der Bauarbeiten in Eigenleistung ausgeführt werden. Die Gemeindevertreter stellten sich zur Sammlung von freiwilligen Spenden zur Verfügung. Durch den Beschluß mußte der Friedhof wiederum in Richtung Körle vergrößert werden. Zur damaligen Zeit war der Bau einer Friedhofskapelle eine große Leistung der gesamten Gemeinde. Wenn auch heute die Friedhofskapelle als zu klein, altmodisch oder überholt bezeichnet wird, waren alle Röhrenfurther seinerzeit über den Bau sehr zufrieden, denn z. T. wurden die Verstorbenen nicht gerade würdig bis zur Beisetzung in den Häusern abgestellt.
Beim Brückenbau in Röhrenfurth in den Jahren 1958-1960 hatte man Gelegenheit den Friedhof zu begradigen. Der ältere Teil lag bedeutend höher zur neuen Friedhofskapelle und, da der Platz wieder genutzt werden sollte (heute ein Großteil schon wieder belegt), waren die rührigen Gemeindevertreter sofort bereit, der Straßenbauverwaltung Erde abzutreten. Der Friedhof wurde kostenlos begradigt und die Straßenbauverwaltung hatte Boden zum Auffüllen der Brückenrampen.

1969 wurde auf dem Friedhof eine Ehrenstätte für die Gefallenen und Vermißten beider Weltkriege gemeinsam von der Gemeindeverwaltung, der Kirche und vielen freiwilligen Helfern geschaffen. Das Ehrenmal, das 1954 aus dem Denkmal von 1921 als Mittelsäule und zwei Seitenflügeln entstanden war, hatte bis dahin seinen Platz auf dem Kirchhof rechts neben dem Eingangsportal. Am Volkstrauertag wurde es in einer Feierstunde der Obhut der Röhrenfurther Einwohner übergeben.

Ein Friedhof ist immer ein Spiegelbild einer Gemeinde. Wir können hier in Röhrenfurth stolz sein, eine solch schöne Friedhofsanlage zu besitzen. Der heutige Ortsbeirat beschäftigt sich immer wieder damit, wie der Friedhof noch würdevoller gestaltet werden könnte. Für die nächsten Jahre ist eine Vergrößerung vorgesehen und selbstverständlich befaßt man sich mit einer Erweiterung und Modernisierung der Friedhofskapelle. Die Verhandlungen laufen zwischen Ortsbeirat, Stadtverwaltung, Friedhofsverwaltung und dem Grundstückseigentümer und unser aller Hoffnung ist, daß der Friedhof hier im Stadtteil Röhrenfurth weiterhin das bleibt, was er ist, eine würdige Stätte für unsere Verstorbenen.

Reinhold Prack

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