Archiv Melsungen

Von der Reformation bis zum Dreißigjährigen Krieg

Der immer stärker werdende Druck der Kirche auf das weltliche Leben, der teilweise absolute Machtanspruch des Klerus, das Unwesen des Ablasses, die Habgier vieler Klöster und Stifte, die Unterdrückung der bäuerlichen Bevölkerung durch ihre Adelsherren, die immer mehr als drückend empfundenen Frondienste für weltliche und geistliche Fürsten, die ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen machten die Zeit reif für grundlegende und tiefgreifende Änderungen des gesamten Lebens.
Diese, zunächst nur kirchlich gedachte "Reformation an Haupt und Gliedern" wurde ausgelöst durch Luthers Anschlag der 95 Thesen wider den Ablass an der Schloßkirche zu Wittenberg am 31. 10. 1517, jenem Tag, den die evangelischen Christen als Reformationstag begehen.
Die Reformation, die den Bauernaufstand der Jahre 1524/25 - vor allem in Süddeutschland - mit auslöste, gipfelte in unserer engeren Heimat in der Homberger Synode des Jahres 1526. Während dieser Synode wurde beschlossen, die Klöster im Bereich des Landgrafentums Hessen (unter Landgraf Philipp) aufzulösen, ihren Besitz in weltliche Hand zu überführen (zu säkularisieren), die vielen Altäre in den Kirchen abzuschaffen, den Ablass zu verbieten, die Pfründen der Priester und Geistlichen einzuziehen und vor allem aber den Gottesdienst zu reformieren.
Nutznießer dieser in 1527 beginnenden Säkularisierung war zwar in erster Linie der Landgraf. Es wurde aber auch für die damaligen Verhältnisse viel Gutes geschaffen. Weltliche Schulen, Kranken- und Siechenhäuser wurden erbaut und mit Gütern bedacht, damit ihre Existenz gesichert war.
Das Kloster Karthause wurde landgräfliches Vorwerk. Dessen Besitz in Alt- und Neu-Breitenbach ging wahrscheinlich in Gemeindeeigentum der Röhrenfurther über. Große Teile der Neu-Breitenbacher Flur sind noch heute Gemeinde- bzw. Interessenten-Eigentum.
Frieden brachte aber auch die Reformation den Menschen nicht, vielmehr war sie der Anlass für weitere Kriege.

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